Berichte & Studien

Erfolgreich therapiert – macht es einen Unterschied? Teil 2

PD Dr. Kristina Bertl, PhD MSc MBA

Vor einiger Zeit haben wir über eine Studie berichtet, die untersucht hat, ob die Definition für eine/n erfolgreich therapierte/n ParodontitispatientIn tatsächlich einen Einfluss auf das Langzeitergebnis in der unterstützenden Parodontaltherapie hat („Erfolgreich therapiert – macht es einen Unterschied?“). In dieser Studie zeigte sich, dass die Definition für eine/n erfolgreich therapierte/n ParodontitispatientIn sehr streng ist und nicht bei jedem/r PatientIn erreicht wird. Nichtsdestotrotz wirkt sich ein so optimales Behandlungsergebnis auf lange Sicht positiv auf den Zahnerhalt aus.

Erfolgreich therapiert – macht es einen Unterschied? Teil 2
Erfolgreich therapiert – macht es einen Unterschied? Teil 2

Nun wurden seitdem mehrere Studien zu dieser Thematik publiziert und eine Forschungsgruppe aus England hat sich zum Ziel gesetzt, die gesamte verfügbare Literatur zu dieser Thematik in einer systematischen Übersichtsarbeit zusammenzufassen (Rattu et al. 2023). Im Detail beschäftigte sich diese Arbeit mit der Wahrscheinlichkeit eine/n ParodontitispatientIn erfolgreich zu therapieren und mit dem Einfluss einer solchen erfolgreichen Therapie auf die Zahnverlustrate im Verlauf der unterstützenden Parodontaltherapie.

Im Detail wurden unterschiedliche Behandlungsziele für den Beginn der unterstützenden Parodontaltherapie definiert:

  1. stabiles Behandlungsergebnis (Sondierungstiefe ≤ 4mm, Blutung nach Sondieren < 10 %, keine Sondierungtiefe mit 4 mm weist Blutung nach Sondieren auf)
  2. Endpunkte der Parodontaltherapie (keine Sondierungstiefe > 4 mm weist Blutung nach Sondieren auf, keine Sondierungstiefe ≥ 6 mm)
  3. Kontrolle der Erkrankung (≤ 4 Stellen mit einer Sondierungstiefe ≥ 5 mm)

Beim Betrachten dieser Ergebnisse sieht man bereits, dass es natürlich gewisse Unterschiede gibt und, dass 1. am schwierigsten und 3. am leichtesten zu erreichen ist. Es konnten insgesamt 15 Studien mit knapp 13.000 PatientInnen und rund 323.000 Zähnen ausgewertet werden. Überraschend war doch der sehr geringe Prozentsatz, in dem diese 3 Ziele erreicht werden konnten:

  1. Stabiles Behandlungsergebnis: 1,4%
  2. Endpunkte der Parodontaltherapie: 11%
  3. Kontrolle der Erkrankung: 35%

Zirka 2.000 der oben angeführten PatientInnen wiesen ein Follow-up in der unterstützenden Parodontaltherapie von ≥ 5 Jahren auf. Zirka ein Drittel dieser PatientInnen verlor im Verlauf der unterstützenden Parodontaltherapie einen oder mehrere Zähne und insgesamt gingen ca. 3 % aller Zähne verloren. Die Zahnverlustrate war jedoch signifikant mit einem schlechteren Ergebnis am Ende der aktiven Parodontaltherapie assoziiert. Es ist jedoch wichtig zu berücksichtigen, dass diese geringe Zahnverlustrate sich auf einen Pool von PatientInnen bezieht, die ausnahmslos regelmäßig zur unterstützenden Parodontaltherapie erschienen.

Zusammengefasst kann man sagen, dass diese Übersichtsarbeit einmal mehr zeigt, dass häufig gebrauchte Definitionen für eine erfolgreiche Parodontaltherapie sehr schwer zu erreichen sind. Nichtsdestotrotz ist die Zahnverlustrate bei einem besseren Ergebnis geringer. Man muss aber auch berücksichtigen, dass bei PatientInnen, die regelmäßig zur unterstützenden Parodontaltherapie erscheinen, die Zahnverlustrate generell sehr niedrig ist

Referenz

  1. Rattu, V., Raindi, D., Antonoglou, G., & Nibali, L. (2023). Prevalence of stable and successfully treated periodontitis subjects and incidence of subsequent tooth loss within supportive periodontal care: A systematic review with meta-analyses. Journal of Clinical Periodontology, 1–19. https://doi.org/10.1111/jcpe.13835

Kommentare