Berichte & Studien

Parodontaltherapie verbessert bei DiabetikerInnen nicht nur das Parodont!

PD Dr. Kristina Bertl, PhD MSc MBA

Im Jahr 2021 schätzte man, dass weltweit 537 Millionen Menschen an Diabetes mellitus erkrankt waren. Die Zusammenhänge zwischen Diabetes mellitus und parodontalen Erkrankungen werden vielfach diskutiert und wurden auch hier schon in früheren Berichten aufgegriffen:

Parodontaltherapie verbessert bei DiabetikerInnen nicht nur das Parodont!
Parodontaltherapie verbessert bei DiabetikerInnen nicht nur das Parodont!

Diabetes mellitus und Parodontitis beeinflussen einander negativ, das heißt Diabetes mellitus erhöht das Risiko für Parodontitis und verschlechtert das Therapieergebnis einer Parodontaltherapie, aber genauso beeinflusst eine unbehandelte Parodontitis auch den Verlauf eines Diabetes mellitus negativ. Der negative Einfluss eines Diabetes mellitus ist aber primär von der Kontrolle des Blutzuckerspiegels abhängig und wenn ein/e DiabetikerIn gut eingestellt ist, zeigt sich auch kein negativer Effekt auf die parodontale Erkrankung. Damit stellt sich aber unweigerlich die Frage: Kann eine Parodontaltherapie bei der Blutzuckerkontrolle helfen?

Die verfügbare Literatur zu dieser Frage wurde kürzlich von einer brasilianischen Forschungsgruppe zusammengefasst (Oliveira et al. 2023). Die Gruppe erstellte eine systematische Übersichtsarbeit zu dieser Thematik und konnte 12 Studien identifizieren, die den Effekt einer Parodontaltherapie auf den Langzeitblutzuckerwert (HbA1c) bei Typ 2 DiabetikerInnen untersucht haben. Die Ergebnisse, die auf den Daten von 1.374 PatientInnen beruhen, zeigten, dass durch eine Parodontaltherapie der HbA1c-Wert um 0,3 %-Punkte gesenkt werden konnte und dieser Effekt auch nach 6 Monaten noch anhielt! Und eine weitere gute und wichtige Information ist, dass für diesen positiven Effekt eine reguläre, nicht-chirurgische Parodontaltherapie vollkommen ausreicht, das heißt, dazu waren weder die Gabe von Antibiotika noch eine chirurgische Therapie notwendig!

Letztendlich ist es natürlich interessant zu wissen, wie viel sind denn nun 0,3 % – ist das eine kleine vernachlässigbare Verbesserung oder ein deutlicher und klinisch relevanter Effekt? Um dies beantworten zu können, setzt man es am besten in Relation zu dem Effekt von Medikamenten zur Kontrolle des Blutzuckerspiegels. Zum Beispiel verringert bei DiabetikerInnen, die bereits Metformin einnehmen, ein zusätzliches (zweites) Antidiabetikum (Rosiglitazon) den HbA1c-Wert im Durchschnitt um 0,2 %. Das heißt, dass man durch eine Parodontaltherapie einen vergleichbaren Effekt wie durch eine zusätzliche Medikamenteneinnahme erzielen kann und somit kann man hier eindeutig von einem klinisch relevanten Effekt sprechen!

Referenz

  1. Oliveira, V. B., Costa, F. W. G., Haas, A. N., Júnior, R. M. M., & Rêgo, R. O. (2023). Effect of subgingival periodontal therapy on glycaemic control in type 2 diabetes patients: Meta-analysis and meta-regression of 6-month follow-up randomized clinical trials. Journal of Clinical Periodontology, 50(8), 1123–1137. https://doi.org/10.1111/ jcpe.13830

Kommentare