Berichte & Studien

Pulverstrahlgeräte – gibt es auch Risiken?

PD Dr. Kristina Bertl, PhD MSc MBA

Im vorangegangen Artikel „Pulverstrahlgeräte in der Parodontaltherapie“ wurde bereits auf die Effektivität von Pulverstrahlgeräten und auf die Wichtigkeit das richtige Pulver anzuwenden, um Schäden am Hart- und Weichgewebe zu vermeiden, eingegangen, doch was gilt es bei der Anwendung sonst noch zu beachten?

Das mitunter am häufigsten diskutierte Risiko, ist das Verursachen eines Emphysems während der Behandlung. Unter einem subkutanen Emphysem oder Weichteilemphysem versteht man die unphysiologische Ansammlung von Luft in der Unterhaut beziehungsweise in den Weichteilen; als typische Symptome gelten das sogenannte „Schneeballknirschen“ (Krepitation) und die Möglichkeit die Schwellung in der Haut wegzudrücken.

Eine Auflistung aller in der Literatur beschriebener Fälle bis 2018 (Lee 2018) zeigte 9 dokumentierte Fälle, in denen nach einer Behandlung von Zähnen oder Implantaten mit einem Pulverstrahlgerät ein Emphysem aufgetreten war. In 6 Fällen wurden Antibiotika verabreicht (davon in 4 Fällen intravenös), aber in keinem der Fälle trat eine schwerwiegende Komplikation auf. Je nach Ausdehnung des Emphysems sowie aufgrund des Risikos eines Übergreifens ins Mediastinum bei einem Emphysem im Unterkiefer sollte mehr Vorsicht geboten sein und im Zweifelsfall eine Überweisung ins nächste Krankenhaus erfolgen, wo gegebenenfalls eine intravenöse Antibiotikagabe erfolgen kann und der Patient unter Beobachtung steht.

In folgenden klinischen Situationen sollte mit mehr Vorsicht vorgegangen werden, da ein Emphysem vermutlich leichter induziert werden kann:

  • Fehlen befestigter Gingiva/Mukosa
  • Massiv entzündetes Gewebe
  • Mundboden auf Höhe des marginalen Gingiva-/Mukosarandes

Das Video im Anhang zeigt einen Patientenfall mit minimaler Lufteinlagerung im Vestibulum während der Behandlung. In diesem Fall bildete sich aber kein „anhaltendes“ Emphysem aus; die Schwellung verschwand sofort vollständig und es konnte keine Krepitation festgestellt werden und dementsprechend wurden auch keine Antibiotika verabreicht. Dieser Fall zeigt aber, wie wichtig es ist das umliegende Gewebe (Mundboden, Vestibulum, etc.) während der Behandlung im Auge zu behalten, um gegebenenfalls schnell reagieren zu können!

Abschließend sei noch darauf hingewiesen, dass ein Emphysem auch nach anderen Zahnbehandlungen auftreten kann und dies nicht eine „exklusive“ Komplikation von Pulverstrahlgeräten ist.

Referenz

  1. Lee ST, Subu MG, Kwon TG. Emphysema following air-powder abrasive treatment for peri-implantitis. Maxillofac Plast Reconstr Surg. 2018 May 13;40(1):12. doi: 10.1186/s40902-018-0151-7. eCollection 2018 Dec.

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