Berichte & Studien

Häusliches chemisches Biofilmmanagement

PD Dr. Kristina Bertl, PhD MSc MBA

Das mechanische Biofilmmanagement sollte stets als Basis zur Prävention parodontaler Erkrankungen angesehen werden; dies umfasst die Kombination Zähneputzen und Interdentalraumreinigung.

Werden chemische Produkte (Mundspüllösungen) zusätzlich angewandt, sollten diese den Erfolg der mechanischen Mundhygiene verbessern. Hierzu wurde kürzlich von der Deutschen Gesellschaft für Parodontologie (DG Paro) eine neue Richtlinien publiziert: „Häusliches chemisches Biofilmmanagement in der Prävention und Therapie der Gingivitis“.

Mundspüllösungen zur Therapie der Gingivitis
Die zusätzliche Anwendung chemisch antimikrobieller Wirkstoffe in Mundspüllösungen als Ergänzung zur mechanischen Reinigung kann zu einer Reduktion des dentalen Biofilms und damit zur Prophylaxe der Gingivitis empfohlen werden. Basierend auf der bislang bestehenden Literatur, ist eine Aussage zu spezifischen Formulierungen bzw. Konzentrationen nicht möglich. Nichtsdestotrotz zeigten sich die größten Effekte durch Mundspüllösungen, die ätherische Öle oder Chlorhexidin (sowie Triclosan/Copolymer) enthielten.

Mundspüllösungen zur Therapie der Gingivitis
Die antimikrobiellen Mundspüllösungen mit den Wirkstoffen Aminfluorid/Zinnfluorid, Ätherische Öle, Cetylpyridiniumchlorid, Chlorhexidin sowie Triclosan/Copolymer zeigten einen statistisch signifikanten Effekt im Vergleich zur alleinigen mechanischen Reinigung auf die Reduktion von Gingivitis. Beim Vergleich der verschiedenen Wirkstoffe stellten sich die Effekte jedoch in unterschiedlicher Größe dar. Die größten Effekte konnten durch Mundspüllösungen, die ätherische Öle oder Chlorhexidin sowie Triclosan/Copolymer enthielten, erzielt werden.

Anwendbarkeit im Praxisalltag
In Situationen, bei denen kurzfristig (etwa 2–4 Wochen) eine hohe Keimzahlreduktion notwendig ist und ein mechanisches Biofilmmanagement nicht möglich ist (z. B. in der post-operativen Nachsorge), sollten antimikrobielle Mundspüllösungen angewendet werden. Hier sollte auf chlorhexidinhaltige Spüllösungen mit einer Konzentration von 0,1 % und höher zurückgegriffen werden.

Bei folgenden Risikogruppen kann die Anwendung antimikrobieller Mundspüllösungen als Ergänzung ihrer täglichen mechanischen Mundhygiene-Maßnahmen zur Prävention der Gingivitis erfolgen:

  • PatientInnen mit besonderem Unterstützungsbedarf und eingeschränkter Alltagskompetenz (z. B. Pflegebedürftige).
  • PatientInnen mit körperlichen oder geistigen Einschränkungen, die kein effektives mechanisches Biofilmmanagement erreichen können.
  • PatientInnen unter besonderer Medikation stehende (z.B. bei/nach Chemotherapie und/oder Bestrahlung).
  • PatientInnen mit mechanisch so schwer zugänglichen Bereichen, dass kein effektives mechanisches Biofilmmanagement möglich ist.

In diesen Fällen können Mundspüllösungen mit Aminfluorid/Zinnfluorid, Ätherischen Ölen, Cetylpyridiniumchlorid, Chlorhexidin <0,1% empfohlen werden. Je nach individueller Situation kann auch eine lokale Applikation der Mundspüllösung (zum Beispiel mit Interdentalraumbürste) in Erwägung gezogen werden.

Kommentare