Berichte & Studien

Angst und Depression durch Parodontitis?

PD Dr. Kristina Bertl, PhD MSc MBA

„Angst und Depression durch Parodontitis“ oder doch „Parodontitis durch Angst und Depression“? Ein Zusammenhang zwischen einer parodontalen Erkrankung und psychischen Krankheiten beziehungsweise Gemütsstörungen wird in der Literatur als vermutlich bi-direktional beschrieben; das heißt, dass beide Erkrankungen, die jeweils andere beeinflussen können.

Im Speziellen werden folgende Zusammenhänge vermutet und diskutiert:

  • Ein (langfristiger) systemischer Anstieg an Entzündungsparametern hervorgerufen durch eine Parodontitis könnte das Auftreten von Gemütsstörungen, wie Angst und Depression, zusätzlich fördern.
  • PatientInnen mit psychischen Erkrankungen haben oft „schlechte“ Angewohnheiten, wie beispielsweise Rauchen, Alkoholkonsum, fehlende Motivation zur Mundhygiene, etc., die allesamt Risikofaktoren für das Entstehen einer Parodontitis darstellen.
  • Durch die psychische Erkrankung hervorgerufener Stress inklusive Beeinflussung der Cortisolspiegel kann die Immunreaktion negativ beeinflussen und somit eventuell auch zum Entstehen einer Parodontitis beitragen.

Im Rahmen einer systematischen Übersichtsarbeit hat eine Forschergruppe aus China die Daten von 40 Studien zusammengetragen und ausgewertet. Dabei zeigten sich folgende interessante Ergebnisse:

  • Basierend auf den Ergebnissen von Fall-Kontroll-Studien erhöht Parodontitis das Risiko für eine Depression um rund 70 %.
  • Parodontitis erhöht das Risiko für eine Angststörung um rund 35 %.
  • PatientInnen mit Parodontitis weisen – basierend auf Indices – signifikant höhere Werte an Depression und Angst auf.

Jedoch bei genauerer Betrachtung der Studien zeigte sich auch, dass die Ergebnisse der individuellen Studien nicht einheitlich sind und zum Teil auch widersprüchliche Ergebnisse liefern. Dementsprechend bleibt dies noch ein spannendes Thema für die Zukunft und es bleibt vor allem auch spannend inwieweit die Behandlung einer der Erkrankungen den Verlauf der anderen Erkrankung beeinflussen könnte!

Referenz

Zheng DX, Kang XN, Wang YX, et al. Periodontal disease and emotional disorders: A meta-analysis.
J Clin Periodontol. 2021;48:180–204. https://doi.org/10.1111/jcpe.13395

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