Implantation trotz Knochenatrophie:
Das Zygoma-Handstück im Einsatz
Bei fortgeschrittener Knochenatrophie oder nach Resektionen im Oberkiefer stellt die Versorgung mit implantatgetragenem Zahnersatz eine besondere Herausforderung dar. Zygoma-Implantate bieten hier eine Alternative zur konventionellen Augmentation und ermöglichen bei entsprechender Indikation eine funktionelle, langfristig stabile Rehabilitation. Voraussetzung dafür sind umfassende chirurgische Erfahrung und speziell entwickelte Werkzeuge, für eine präzise und sichere Durchführung.
Augmentationen und ihre Limitationen: Wann sind Zygoma-Implantate sinnvoll?
Insbesondere bei ausgeprägter Knochenatrophie im Oberkiefer, stoßen klassische Implantate an ihre Grenzen. In solchen Fällen sind komplexe Augmentationen erforderlich, um ausreichend Knochensubstanz für die Implantation zu schaffen. Obwohl augmentierte Implantate vergleichbare Erfolgsquoten wie Implantate in natürlichem Knochen aufweisen [1], ist dieser Ansatz mit spezifischen Limitationen verbunden:
- Zusätzliche Eingriffe (z. B. Entnahme von autologem Knochen)
- Verzögerte prothetische Versorgung durch verlängerte Heilungsphasen
Zygoma-Implantate bieten eine augmentationsfreie Lösung, hauptsächlich bei Patient:innen, die eine weniger invasive Behandlung bevorzugen. Sie werden im Jochbein (Os zygomaticum) verankert und umgehen so die Notwendigkeit des Knochenaufbaus im Oberkiefer. Studien belegen eine hohe Patientenzufriedenheit mit dieser Versorgungsform [2].
Operative Umsetzung: Die Rolle des Zygoma-Handstücks
Die Insertion von Zygoma-Implantaten erfolgt häufig unter eingeschränkten Sichtverhältnissen und begrenztem Zugang. Aufgrund der komplexen Anatomie ist eine präzise Instrumentenführung essenziell. Speziell entwickelte Handstücke wie das „SZ-75“ von W&H können den Eingriff erleichtern. Zu den technischen Merkmalen des Handstücks zählen:
- Angepasste Winkelung für besseren Zugang
- Spraykühlung mit gezieltem Austrittspunkt
- Hohe Rundlaufgenauigkeit für präzise Bohrführung
Diese Eigenschaften können den operativen Zugang in dieser besonders anspruchsvollen anatomischen Region unterstützen. Der klinische Nutzen hängt jedoch maßgeblich von der präoperativen Planung und der Erfahrung der behandelnden Person ab.
Evidenzlage: Langzeitdaten und Indikationsstellung
Die wissenschaftliche Datenlage zu Zygoma-Implantaten hat sich in den letzten Jahren deutlich verbessert. Eine systematische Übersicht von Roper et al. (2023) [3] berichtet über Implantatüberlebensraten von 95 % nach sechs Jahren. Fan et al. (2025) [4] zeigen in einer retrospektiven Studie mit einer mittleren Nachbeobachtung von über 10 Jahren eine Implantatüberlebensrate von 100 %. Diese Ergebnisse entsprechen denen konventioneller Implantate, sofern die Indikation sorgfältig gestellt wird.
Polido et al. [5] definieren die Hauptindikation für Zygoma-Implantate bei ausgeprägter Knochenatrophie im Oberkiefer. Da der Begriff „ausgeprägte Atrophie“ in der Literatur unterschiedlich interpretiert wird, bleibt die individuelle klinische Beurteilung durch erfahrene Behandler:innen entscheidend.
Fazit: Wissenschaftlich fundierte Alternative
Zygoma-Implantate bieten in geeigneten Fällen eine zuverlässige Alternative zur klassischen zweizeitigen Versorgung, insbesondere wenn ein Knochenaufbau nicht möglich oder abgelehnt wird. Die präoperative Planung erfolgt mithilfe bildgebender Verfahren und spezieller Software, um die individuelle Anatomie optimal zu berücksichtigen und die Implantatposition prothetisch sinnvoll festzulegen.
Intraoperativ können spezialisierte Handstücke wie das „SZ-75“ von W&H den Eingriff durch ihr spezielles Design erleichtern. Dennoch bleiben die chirurgische Erfahrung und die individuelle anatomischen Ausgangslage entscheidend für den Erfolg der Behandlung.
Literatur
- Tatli U, Cavana A, Tukel HC, Benlidayi ME. Effects of Bone Augmentation on Implant Success and Survival: A Retrospective Analysis With 6-Year Mean Follow-Up. Clinical Implant Dentistry and Related Research. 2025 Apr;27(2):e70021. doi:10.1111/cid.70021.
- Pommer B, Mailath-Pokorny G, Haas R, Busenlechner D, Fürhauser R, Watzek G. Patients' preferences towards minimally invasive treatment alternatives for implant rehabilitation of edentulous jaws. European Journal of Oral Implantology. 2014 Summer;7 Suppl 2:S91-109.
- Roper MB, Vissink A, Dudding T, Pollard A, Gareb B, Malevez C, Balshi T, Brecht L, Kumar V, Wu Y, Jung R. Long-term treatment outcomes with zygomatic implants: a systematic review and meta-analysis. International Journal of Implant Dentistry. 2023 Jul 5;9:21. doi:10.1186/s40729-023-00479-x.
- Fan S, Davo R, Al-Nawas B, Valmaseda Castellón E. The Rehabilitation of Partially Edentulous Maxilla With Unilateral Zygomatic Implants: A Retrospective Study up to 23 Years Follow-Up. Clinical Oral Implants Research. 2025;36:228–239. doi:10.1111/clr.14377.
- Polido WD, Machado-Fernandez A, Lin WS, Aghaloo T. Indications, surgical techniques, and complications of zygomatic implants: a systematic review. International Journal of Implant Dentistry. 2023 Jul 1;9:17. doi:10.1186/s40729-023-00480-4.
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