Berichte & Studien

Pulver legen einen Zahn zu!

Karin Stefanon

Seit langem ist das Pulverstrahlen ein fester Bestandteil in der Prophylaxe und erweitert das Behandlungsspektrum eines umfassenden präventiv-kurativen Workflows. Durch die perfekte Abstimmung von Pulver, Handstück und Sprayaufsatz ist eine schonende und gründliche Reinigung im supra- und subgingivalen Bereich möglich. Daher empfiehlt sich, zur Unterstützung eines optimalen Patienten-Outcomes, der Einsatz zusammengehöriger Systeme.
Anhand des individuellen klinischen Befundes kann das Prophylaxeteam die Pulverabfolge passgenau bestimmen sowie sicherstellen, dass Kontraindikationen berücksichtigt werden (Verweis auf commuity Artikel Pulverstrahlgeräte – gibt es auch Risiken?; Kontraindikationen für Pulverstrahlgeräte?).

Unter der Vielzahl der Polishing Pulver sind grundsätzlich 3 Abrasivitätsgrade (in Abhängigkeit von Härtegrad, Korngröße sowie Aufbringungswinkel und Kontaktzeit) mit unterschiedlichen Grundsubstanzen in Verwendung (Deußen and Groß 2016).

Das grobkörnige Natriumhydrogencarbonat, häufig Natriumbicarbonat genannt, wird aufgrund seiner Partikelgröße von 40 bis 250 µm ausschließlich im supragingivalen Bereich angewandt. Die kantigen Kristalle ermöglichen das Abtragen persistierender Beläge und Verfärbungen zum Beispiel Raucherbeläge sowie das Reinigen von Kavitätenrändern. Allerdings verlangt die hohe Abrasivität des Natriumhydrogencarbonats eine gewissenhafte Nachpolitur um glatte Zahnoberflächen sicherzustellen (Deußen and Groß 2016).

Calciumcarbonat das, durch seine sphärischen Kristalle mit einer Partikelgröße von 45 bis 100 µm, hervorragend zur Reinigung von restaurativen Materialien, Fissuren und Brackets geeignet ist. Ebenso verursachen die abgerundeten Partikel auch bei weniger optimalen Aufprallwinkel nur minimalste Schmelzschäden und Aerosolbelastungen.

Die geringste Abrasivität zeigen Pulver auf Glycin- oder Erythritolbasis (Strafela-Bastendorf and Bastendorf 2016).
Glycin, eine hydrophile Aminosäure mit maximaler Partikelgröße von 63 µm und Erythritol, ein wasserlöslicher Zuckeralkohol mit einer mittleren Partikelgröße von 14 µm (Muller et al. 2014), ermöglichen eine sichere subgingivale Anwendung. Beide bieten somit eine wertvolle Unterstützung im Bereich der Reinigung von Wurzelzement und Dentin. Wodurch der Einsatz in der Parodontitistherapie, einer Periimplantitisbehandung und der Implantatreinigung möglich ist. Gerade in diesen Bereichen muss ein Pulver gefahrenlos auch im OP-Gebiet einsetzbar sein. Bedingt durch ihre Eigenschaften zeigen sich Glycin wie Erythritol gleichwertig schonend gegenüber Weichgeweben (Petersilka et al. 2008; Park et al. 2018).
Seit 2016 ist Trehalose, neben Erythritol und Glycin, eine weitere wasserlösliche Substanz mit geringer Abrasivität (Partikelgrößen zwischen 25 bis 35 µm), zur Anwendung im subgingivalen Bereich. In der Praxis erwies sich auf Trehalose-basiertes Pulver als vergleichbar zu alternativen niedrig-abrasiven Pulvern (Kruse et al. 2019). Im Gegenteil zu Glycin und Erythritol stellt Trehalose einen völligen Fremdstoff für den menschlichen Organismus dar (Reilly and Doering 2010; Hootman et al. 2017). Ob und in welcher Form dies Einfluss auf den Organismus hat kann derzeit nicht beantwortet werden.

Ebenso wie die Wahl des Pulvers liefert auch die korrekte Technik einen entscheidenden Beitrag zum Behandlungserfolg. Beides ist von der zu behandelnden Indikation abhängig und muss in jedem Fall der Gebrauchsanweisung des Herstellers entsprechen. So unterstützt Air Polishing das gezielte Arbeiten in sensiblen Bereichen sowie eine komfortable und individuell angepasste Behandlung einer breiten Patientengruppe.

Bunn C: An die Pulver. Fertig. Los – Neues Trio für die Prophylaxe; Prophylaxe Journal 5 (2019).

Referenz

Deußen, Dieter E. A., and Alexander Groß. 2016. 'Air-polishing: Vom Power-cleaning zum Biofilmmanagement-Teil-1', Prophylaxe Journal, 3.

Hootman, Katie C., Jean-Pierre Trezzi, Lisa Kraemer, Lindsay S. Burwell, Xiangyi Dong, Kristin A. Guertin, Christian Jaeger, Patrick J. Stover, Karsten Hiller, and Patricia A. Cassano. 2017. 'Erythritol is a pentose-phosphate pathway metabolite and associated with adiposity gain in young adults', Proceedings of the National Academy of Sciences, 114: E4233-E40.

Kruse, A. B., D. L. Akakpo, R. Maamar, J. P. Woelber, A. Al-Ahmad, K. Vach, and P. Ratka-Krueger. 2019. 'Trehalose powder for subgingival air-polishing during periodontal maintenance therapy: A randomized controlled trial', J Periodontol, 90: 263-70.

Muller, N., R. Moene, J. A. Cancela, and A. Mombelli. 2014. 'Subgingival air-polishing with erythritol during periodontal maintenance: randomized clinical trial of twelve months', J Clin Periodontol, 41: 883-9.

Park, E. J., E. Y. Kwon, H. J. Kim, J. Y. Lee, J. Choi, and J. Y. Joo. 2018. 'Clinical and microbiological effects of the supplementary use of an erythritol powder air-polishing device in non-surgical periodontal therapy: a randomized clinical trial', J Periodontal Implant Sci, 48: 295-304.

Petersilka, G., C. M. Faggion, Jr., U. Stratmann, J. Gerss, B. Ehmke, I. Haeberlein, and T. F. Flemmig. 2008. 'Effect of glycine powder air-polishing on the gingiva', J Clin Periodontol, 35: 324-32.

Reilly, Morgann C., and Tamara L. Doering. 2010. 'Chapter 22 - Biosynthesis of fungal and yeast glycans.' in Otto Holst, Patrick J. Brennan, Mark von Itzstein and Anthony P. Moran (eds.), Microbial Glycobiology (Academic Press: San Diego).

Strafela-Bastendorf, N., and K. D. Bastendorf. 2016. 'PZR-neu gedacht', ZM, 11.

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